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Unternehmen der Jade Wirtschaftsregion spüren Handlungsbedarf der Politik
Wirtschaftsumfrage 2025: AWV Jade e.V. zieht vorsichtig optimistische Bilanz
Der Arbeitgeber- und Wirtschaftsverband Jade e.V., der Wirtschaftsförderkreis Harlingerland e.V. und das Netzwerk Wirtschaft Varel e.V. zeigen sich angesichts der heute veröffentlichten Ergebnisse der Wirtschaftsumfrage 2025 insgesamt etwas zuversichtlicher als noch vor einem Jahr. Die wirtschaftliche Lage der Unternehmen in der Jade Wirtschaftsregion hat sich im Vergleich zum Vorjahr leicht verbessert. Trotz der Unzufriedenheit mit der Politik der gescheiterten Ampelkoalition und den fortwährenden Forderungen nach politischer Entlastung, insbesondere im Bereich des Bürokratieabbaus, gibt es keine weitere Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage. Dennoch enthalten einige Umfrageergebnisse klare Hinweise auf den Bedarf an weiterer Unterstützung durch politische Maßnahmen.
Wirtschaftliche Lage und Prognose
Im Frühjahr 2025 bewerten nur 72% der Unternehmen ihre Geschäftslage als gut bis befriedigend. Auch wenn davon 40% (32%) der Befragten ihre Geschäftslage als gut bezeichnen, fällt die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage insgesamt dennoch ähnlich aus wie im Vorjahr (76%). Dies spiegelt sich parallel im Auftragsbestand wider, der durchschnittlich nur von 52% (53%) der Unternehmen als ausreichend angegeben wird. Trotzdem ist im Bereich des Auftragsbestandes eine leichte Erholung erkennbar, denn der Auftragsbestand reicht für die nächsten 12 Monate, während es im letzten Jahr noch 9 Monate waren. Die Zahl der Unternehmen mit einem hohen Auftragsbestand liegt in diesem Jahr bei 24% (22%). Diese Entwicklung hat Auswirkungen auf die Kapazitätsauslastung, die im Durchschnitt bei 84% liegt und damit im Vergleich zum Vorjahr (78%) einen leichten Anstieg verzeichnet. Trotz dieser leicht positiven Anzeichen stehen die Unternehmen weiterhin vor großen Herausforderungen, insbesondere im Hinblick auf steigende Kosten. Die Lohnkosten sind im Durchschnitt um 10,76% gestiegen, die Materialkosten um 10,65%. Zwar hat sich die Situation bei den Energiekosten verbessert, die Preissteigerung liegt mit 9,67% deutlich unter den 18,8% des Vorjahres, aber auch hier sind die Unternehmen weiterhin belastet. AWV-Präsident Tom Nietiedt gibt zu bedenken, dass „diese gestiegenen Kosten nur bedingt über Preisanpassungen an die Kunden weitergegeben werden können. Der Wettbewerbs- und Preisdruck, insbesondere im Vergleich zum europäischen Ausland, bleibt hoch.“
Im Hinblick auf die Zukunft sind die Unternehmen vorsichtig zuversichtlich, denn mittlerweile gehen 34% der Unternehmen davon aus, dass sich ihre wirtschaftliche Situation in den nächsten Monaten verbessern oder befriedigender gestalten wird – ein deutlicher Anstieg im Vergleich zum Vorjahr (20%).
„In Bezug auf die Mitarbeiterzahlen zeigen die Unternehmen ebenfalls eine positive Haltung: 58% planen, ihre Belegschaft beizubehalten, und knapp 33% beabsichtigen sogar, neue Mitarbeiter einzustellen. Diese Zahlen sind ein positives Signal und unterstreichen die Stabilität und die Bereitschaft der Unternehmen, in die Zukunft zu investieren“, so Frank Happe, Geschäftsführer des Wirtschaftsförderkreises Harlingerland.
Wie im Vorjahr steht mit 87%, die Forderung nach Bürokratieabbau oberster Stelle, gefolgt von bildungspolitischen Maßnahmen und einer dringend benötigten Unternehmenssteuerreform. Die Unternehmen verlangen weiterhin eine stärkere Entlastung bei den Arbeitgeber-Sozialabgaben sowie bei der Bekämpfung des Arbeitskräftemangels. Hierbei geht es insbesondere um Erleichterungen bei der Beschäftigung von Rentnern und Steuererleichterungen bei Mehrarbeit. „Somit wird deutlich, dass der Wunsch nach politischer Unterstützung und Entlastung durch die neu gewählte Bundesregierung nach wie vor hoch ist“, erklärt Ekkehard Brysch, Geschäftsführer des Netzwerks Varel e.V..
Bewertung der Standort-Rahmenbedingungen
„Trotz der weiterhin angespannten wirtschaftlichen und politischen Lage zeigen die Unternehmen in der Jade Wirtschaftsregion eine bemerkenswerte Stabilität und halten größtenteils an ihrem Standort fest. Die Rahmenbedingungen für das Wirtschaften werden nach wie vor als gut bewertet“, gibt AWV-Hauptgeschäftsführer Henning Wessels bekannt.
Auch die Bewertungen der regionalen Wirtschaftsförderungen bleiben weitgehend konstant. Die Unternehmen vergaben den folgenden Durchschnittsnoten für ihre jeweiligen Wirtschaftsförderungen: Der Wirtschaftsförderkreis Harlingerland erhielt eine Note von 2,0, die Wirtschaftsförderung der Stadt Varel wurde mit einer 3,5 bewertet, die Wirtschaftsförderung des Landkreises Friesland erhielt eine Bewertung von 3,0 und die Wirtschaftsförderung der Stadt Wilhelmshaven behielt ihre Note von 2,0 bei.
Die Umfrage
An der diesjährigen Wirtschaftsumfrage haben sich im Zeitraum Februar 156 Unternehmen mit rund 31.347 sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten beteiligt. Das entspricht runtergebrochen auf die beteiligten Gebietskörperschaften (Kreisfreie Stadt Wilhelmshaven, Landkreis Wittmund und Landkreis Friesland) einen Repräsentationsgrad von 39,98%. „Wir freuen uns, dass wir mit dieser Zahl in diesem Jahr einen Rekord erreichen konnten, der die Ergebnisse zuverlässig und aussagekräftig macht. Durch die hohe Branchenvielfalt haben wir auch dieses Mal wieder einen breitgefächerten Einblick in alle Wirtschaftszweige der Region“, sind sich die Kooperationspartner einig.
Hintergrund
Der Arbeitgeber- und Wirtschaftsverband Jade e.V. befragt regelmäßig in Kooperation mit dem Wirtschaftsförderkreis Harlingerland e.V. und dem Netzwerk Wirtschaft Varel e.V.. die Mitgliedsunternehmen in der Jade Wirtschaftsregion zu aktuellen Themen und der wirtschaftlichen Lage. Darüber hinaus bewerten die Unternehmen die Standort-Rahmenbedingungen und geben eine Prognose für die kommenden sechs Monate. Die Umfrage zum Bereich Arbeitsmarkt wird gemeinsam mit den regionalen Jobcentern im Herbst dieses Jahres durchgeführt.
Factsheet zur Wirtschaftsumfrage: Die wichtigsten Ergebnisse auf einem Blick